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Grimm, H.:

Blog Gesellschaft, Ökonomie, Politik und Ethik

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zuletzt aktualisiert am 16.04.2025

Auf dieser Seite werden Kurzbeiträge zum o.g. Thema in unregelmäßigen Abständen veröffentlicht. Blogs zu weiteren Themen sind auf der Sitemap verlinkt: Sitemap/Blogs



Inhalt:
16.04.2025: USA/Trump: Europäische Firmen sollen Diversitätsförderung beenden
14.04.2025: USA: Trumps Zölle und der Handelskrieg: Update 1
06.04.2025: USA: Trumps Zölle und der Handelskrieg
13.03.2025: Grundgesetzänderung zur Schuldenbremse: Warum nur verweigern die Grünen bislang ihre Zustimmung? Update 16.03.2025
30.04.2024: Ehegattensplitting-Update: neue Erkenntnisse zur Zugewinngemeinschaft
05.12.2023: Kann eine Flutung des Hamas-Tunnelsystems mit Seewasser zu einer ökologischen Katastrophe führen?
26.07.2023: Was ist ein Narrativ?
20.07.2023: Das Ehegattensplitting bei der Steuerberechnung: richtig, wichtig und zeitgemäß!
04.08.2022: Der Klopapier-"Wahnsinn": Psychose oder banales Geschehen?



USA/Trump: Europäische Firmen sollen Diversitätsförderung beenden
16.04.2025

Laut zahlreicher aktueller Medienbeiträge sollen verschiedene europäische Firmen, namentlich in Frankreich und Deutschland, Schreiben von der US-Administration erhalten haben, in denen sie dazu aufgefordert werden, sich als Geschäftspartner der USA an US-Gesetze zu halten, und somit ihre Aktivitäten zur Diversitätsförderung (in den USA genannt DEI = Diversity, Equity, Inclusion) zu beenden. Dies betrifft offenbar vor Allem solche Unternehmen, die Vertragspartner des US-Außenministeriums sind. Man darf vermuten, dass bei einer Weigerung die betreffenden Geschäftsbeziehungen zurückgefahren oder gar beendet werden sollen.

Was auch immer man über derartige Ansinnen denken mag: Trump und die USA sind nicht die Einzigen, die ausländischen Firmen, die mit ihnen Geschäfte machen wollen, gewisse Regeln aufzuerlegen trachten. Insbesondere die EU war und ist bemüht, ausländische Firmen z.B. zu Nachhaltigkeit, Tierschutz u.Ä. zu verpflichten. Das sind zweifellos ehrenwerte Ziele, doch werden sie von den Adressaten sicherlich als ebenso übergriffig empfunden wie Trumps Ansinnen von dessen Empfängern.

Das Ziel von DEI ist es, grob gesagt, unter den Beschäftigten die gleiche Verteilung von Geschlecht, Hautfarbe, sexueller Orientierung etc. anzustreben, wie sie in der Bevölkerung besteht. Oder anders formuliert: Für die Belegschaft gibt es eine Reihe anzustrebender Quoten: eine für Frauen, eine für Schwarze, eine für Asiaten, eine für Transsexuelle, und etliche mehr. Da aus verschiedenen Gründen, Zufall eingeschlossen, das Bewerberangebot hiervon erheblich abweichen kann, führt ein solches Quotensystem nur unnötigerweise zu vermeidbaren Ungerechtigkeiten (1).

Um dieses Quotensystem, nicht um die Diversität der Belegschaften selbst, geht es Trump allem Anschein nach. Die in einigen Medien reißerisch gebrauchten Begriffe "Diversitätsverbot", "Anti-Vielfalt-Befehl" u.Ä. sind somit hochgradig irreführend und populistisch. Nicht eine vielfältige Belegschaft an sich soll es fortan nicht mehr geben dürfen, sondern das zwanghafte Streben nach einer solchen.

Wenn dagegen ein Unternehmen seine Mitarbeiter ausschließlich nach ihren jobrelevanten Fähigkeiten rekrutiert, unabhängig von Geschlecht, Hautfarbe, Herkunft etc., wird sich eine angemessene Diversität meist von selbst einstellen, ohne dass hierzu irgendeine Gruppe grundsätzlich bevorzugt ("gefördert") oder benachteiligt werden müsste. Ein solches Vorgehen bietet auch die größte Chance, ein hoch effizientes Mitarbeiterteam aufzubauen (2).

Fazit: Trumps Forderungen mögen übergriffig sein, doch im Gegensatz zu dem Bocksmist, den er ansonsten fabriziert, stellen sie sozusagen das berühmte Korn dar, das auch ein blindes Huhn bekanntlich mal findet.

(1): Beispielsweise müsste gemäß DEI eine große Tierklinik u.A. darauf achten, dass die Geschlechterverteilung ihrer Beschäftigten ca. 1:1 beträgt, so wie in der Bevölkerung. Da aktuell weit über 90 % der Tiermedizin-Absolventen Frauen sind, müssten Männer bei der Einstellung gegenüber Frauen in hohem Grade bevorzugt werden, um auch nur annähernd auf 1:1 zu kommen. Ggf. müsste der einzige männliche Kandidat unter 10 weiblichen, auch wenn dieser nur sehr mäßig begabt sein sollte, den Vorzug vor einer brillanten Kandidatin bekommen. Wer hat sich solch einen Unsinn ausgedacht, und warum nur hat diese Schnapsidee so viele Anhänger gefunden?

(2): Vor einigen Jahren wurde der US-Wissenschaftler Hrudlicki aufgrund seiner Kritik an der Diversitätsförderung von aufgebrachten, übereifrigen Studenten quasi aus seiner Uni weggemobbt, ein Fall von sogenannter "Cancel Culture". Die Shitstormer missinterpretierten ihn u.A. fälschlicherweise dahingehend, er kritisiere die Diversität an sich.




USA: Trumps Zölle und der Handelskrieg: Update 1
14.04.2025

Meine Theorie, Trumps Zollsätze könnte er sich einfach nach Gutdünken ausgedacht haben, hat neue Nahrung bekommen. In einem Artikel der Goslarschen Zeitung [GZ] wird der Vorgang näher beleuchtet. Demnach berufen sich Trump und seine "Zollsatz-Ermittler" auf eine 4 Jahre alte, "hochumstrittene" Studie. Merkwürdig dabei: Die von Trumps Leuten verwendeten Zahlenwerte für die von ihm verwendete (von Fachleuten als "puren Nonsens" bewerteten) Formel tauchen darin aber nicht auf.

Für mich stellt sich das Ganze so dar, dass zwar wohl die "Nonsens"-Formel tatsächlich verwendet worden sein könnte, dafür wurden aber die Zahlen, die in die Formel einesetzt wurden, entweder auf bislang unbekannte Weise gewonnen, oder man hat sich eben diese Zahlen schlicht ausgedacht.

Zudem ist bislang stets nur von Zahlen für Ein- und Ausfuhr von Gütern die Rede. Es gibt aber auch einen Handel mit Dienstleistungen, der vom Volumen her zwar geringer ist als der Güterhandel, aber doch ungefähr 1/4 bis 1/3 vom Gesamthandel zwischen USA und EU ausmacht. Während mehr Güter von der EU in die USA exportiert werden, ist es bei den Dienstleistungen gerade umgekehrt, was das Handelsdefizit bei den Gütern ganz erheblich vermindert.

Des Weiteren geht aus [GZ] hervor, dass, abgesehen von China, vor Allem arme Länder mit besonders hohen Zöllen bedacht wurden, namentlich Lesotho (50%), Kambodscha (49%) und Madagaskar (47%). Diese exportieren hauptsächlich [TE]:
Lesotho: Kleidung
Kambodscha: Kleidung, Elektroartikel, Schuhe, Möbel
Madagaskar: Kleidung, Genussmittel, Rohstoffe
das gesamte Exportvolumen (in US$) beträgt jeweils [TE]:
Lesotho: 157 Mill. (2023)
Kambodscha: 13,4 Mrd. (2024)
Madagaskar: 413 Mill. (2023)
Da werden nun also arme Länder, dessen Bewohner, vermutlich für Billigstlöhne, Billigklamotten für shoppingfreudige US-Amerikaner produzieren, und folglich im Grunde von den USA ausgebeutet werden, nun auch noch mit extrahohen Zöllen bestraft. Oder sollen es zumindest werden, die Zölle sind ja vorläufig ausgesetzt.

Wer sich nun fragt, warum die Zölle überraschend erst einmal ausgesetzt wurden: Mit etwas Menschenkenntnis und Lebenserfahrung, und dazu einiger Illusionsresistenz, kann man es erahnen: Trump hat Mist gebaut, mag es aber nicht zugeben. Den Mist sofort zurückzunehmen kommt also nicht in Frage. Zur Schadensbegrenzung wird daher die leidige Sache erstmal verschoben, um Zeit zu gewinnen, um zu überlegen, wie er aus der Sache ohne Gesichtsverlust wieder herauskommt.

Quellen:
[GZ]: Goslarsche Zeitung, 12.04.2025 S.5 "Mit Mathe-Murks ins Zollchaos"
[TE]: tradingeconomies.com



USA: Trumps Zölle und der Handelskrieg
06.04.2025

Trump hat jüngst eine umfangreiche Liste mit neuen Zöllen präsentiert, die nun in Kraft gesetzt wurden. Auf welche Weise die jeweiligen Prozentzahlen zustande gekommen sind, ist unsicher. Laut Trump gibt es dafür eine Berechnungsgrundlage, doch sind bekanntlich weder er noch seine Vasallen für ihre Glaubwürdigkeit bekannt. Diese Prozentsätze können also ebensogut auf Gutdünken und Phantasie beruhen. (Nicht umsonst werden ja gerade aufgrund von massivem Druck von Seiten der US-Regierung in den sozialen Medien der USA die Faktenchecks abgeschafft.) Es gibt aber auch zarte Hinweise darauf, dass es eine "vereinfachte Berechnung" gegeben haben könnte (etwa Zoll-% = US-Handelsdefizit / Importe / 2 [Wikip.]), über diese Möglichkeit habe ich aber noch nicht weiter nachrecherchiert. Laut einigen X-Usern sollen ChatGPT, Gemini und Grok eine solche Formel vorgeschlagen, allerdings auch vor deren Unzulänglichkeiten gewarnt haben. (Ein ganz und gar nutzloses Bemühen; denn wenn Trump & Co. auf berechtigte Warnungen hören würden, sähe ihre Politik deutlich anders aus, sprich: sinnvoller.)

Viel wichtiger als Trumps Zahlenzaubereien ist jedoch die Frage: Welche Erfolgsaussichten im Sinne der USA hat dieser Handelskrieg? Handel ist eminent wichtig für eine gedeihliche wirtschaftliche Zusammenarbeit von Staaten. Ohne Handel müsste jedes Land jede technische Neuerung womöglich selbst erfinden, zumindest aber selbst produzieren, immer irgendwie passend zu den eigenen Rohstoffvorkommen, was sowohl den technischen Fortschritt als auch die Produktivität für alle Staaten mehr oder weniger exorbitant verlangsamen würde. Solch Unbill droht aber eher nicht, da ja nicht der Handel als solcher abgeschafft werden soll. Handelsbeschränkungen zum Zweck der Sicherstellung der Qualität der importierten Produkte können Sinnvoll für den Verbraucherschutz sein, aber auch darum geht es im vorliegenden Fall nicht. Die Idee ist schlicht, durch Verlagerung von Aufträgen zur inländischen Industrie Arbeitsplätze zu schaffen. Das ist erst einmal nicht unplausibel, kann aber auch sehr unerwünschte Nebenwirkungen mit sich bringen. Beispiel Autoindustrie: In diesem Sektor importieren die USA tatsächlich mehr Autos als sie exportieren. Durch Zölle künstlich verteuert, werden nun aller Voraussicht nach weniger ausländische Autos gekauft, was der inländischen Autoindustrie zugute käme. Doch sofern bei den US-Autoproduzenten nicht ganz erhebliche Überkapazitäten vorhanden sind (unwahrscheinlich), oder Autos (noch) zahlreich auf Lager herumstehen (bei Ford aktuell der Fall, doch für wie lange?), können sie die gestiegene Nachfrage nach US-Fahrzeugen erst nach Jahre dauerndem Aufbau zusätzlicher Produktionsanlagen decken. Damit wären US-Fahrzeuge für Jahre knapp, was bekanntermaßen zu höheren Preisen, und logischerweise auch zu langen Wartezeiten führen würde. Ist es das, was sich die Auto fahrenden Trump-Wähler erhofft haben?

Für die US-Autoindustrie gibt es auch ein Problem. Sie müsste nun eigentlich sehr viel Geld in den Ausbau ihrer Produktionskapazitäten investieren. Doch das könnte den US-Autoherstellern auch schlecht bekommen, denn all das Geld wäre sinnlos verpulvert, wenn ihr wild und unberechenbar herumagierender Präsident in den kommenden Monaten oder Jahren auf die Idee käme, die Zölle wieder zu streichen. Eine gut und reibungsarm laufende Wirtschaft braucht verlässliche Bedingungen, doch diese hat die Trump-Regierung sozusagen gerade abgeschafft. Kein Wunder, wenn jetzt Viele schwarz sehen und vorsichtshalber schon mal ihren Aktienbestand veräußern, bevor es zu spät ist. Die Folge: Viele Aktien befinden sich aktuell im "freien Fall". Die Verluste seit Ankündigung der Zölle am 27.03.2025 für einige Aktienindizes [aktien.guide]:
DAX: 9,0 %
Euro STOXX: 9,3 %
Dow Jones: 9,4 %
NASDAQ-100: 12,1 %
Die Verluste der wichtigsten europäischen und US-Aktien liegen demnach z.Zt. in der gleichen Größenordnung. Man darf gespannt sein, wie es weitergeht.

Eine weitere mögliche Folge der zerstörten Verlässlichkeit: Ausländische Firmen könnten nun erst recht davor zurückschrecken, sich in den USA anzusiedeln, und womöglich wird bereits in den ersten US-Firmen (nicht nur aus der Fahrzeugbranche) über eine verstärkte Verlagerung ihrer Investitionen ins (verlässlichere Bedingungen bietende) Ausland nachgedacht.

Bei all dem unnützen Chaos gibt es aber auch Gewinner (nur leider die Falschen): Wirtschaftliche Turbulenzen, verbunden mit erhöhten Preisen, wachsender Arbeitslosigkeit und zeitweiligen Knappheiten machen die Menschen (in demokratischen Staaten mithin die Wähler) unzufrieden. Damit haben es linke und rechte Populisten jetzt viel leichter, Zustimmung für ihre vollmundigen, z.T. naiven und z.T. nicht umsetzbaren Versprechungen zu erheischen, und parallel dazu die jeweilige demokratische Regierung ohne Rücksicht auf Fakten in Misskredit zu bringen. Die Diktatoren der Welt (und Solche, die es werden wollen), allen voran Putin und Trump, wird es freuen.



Grundgesetzänderung zur Schuldenbremse: Warum nur verweigern die Grünen bislang ihre Zustimmung?
13.03.2025

Nachdem lange Zeit niemand einen Verlust der USA als verlässlichen Partner in Erwägung gezogen hat, ist es nun um so dringlicher, schnellstmöglich eigene Verteidigungsfähigkeiten auf- bzw. auszubauen. Mit der derzeit im Grundgesetz verankerten Schuldenbremse wird dies nicht im erforderlichen Umfang finanziert werden können.

Die CDU/CSU hat daher gemeinsam mit der SPD einen Entwurf für eine Grundgesetzänderung vorgelegt [CDUCSUSPD], der es im Wesentlichen ermöglichen soll, Verteidigungsausgaben, die über 1 % des BIP hinausgehen, bei der Schuldenbremse nicht zu berücksichtigen.

Von den Grünen existiert ebenfalls ein Entwurf [Gruene], der sich vom CDU/CSU/SPD-Entwurf durch folgende Punkte unterscheidet:
1. Der Begriff Verteidigungsausgaben wird näher definiert.
2. Zusätzlich sollen Ausgaben für Hilfen für völkerrechtswidrig angegriffene Staaten, friedensstiftende Maßnahmen, Zivil- und Infrastrukturschutz aus der Schuldenbremse ausgenommen werden.
3. Statt über 1 % des BIP hinausgehende diesbezügliche Ausgaben sollen die über 1,5 % hinausgehenden ausgenommen werden.

Da sollte man doch nun wirklich zu einer Einigung kommen können. Aus den Tagesthemen (13.03.2025 22:15) konnte man nun erfahren, dass F.Merz den Grünen bereits bei ihren Forderungen weitestgehend entgegenkommen will, u.A. bei zusätzlichen Geldern für den Klimaschutz (wovon im Entwurf der Grünen gar nicht die Rede ist! ???). Auf die Frage an die federführende Grüne K.Dröge, woran es denn noch mangele, gab diese, nach jeder Menge leeren Worten, eben diesen Klimaschutz an. Man traue Herrn Merz in dieser Sache eben nicht.

In den vergangenen Tagen hatte Frau Dröge auch bemängelt, dass Merz selbst noch vor Kurzem der größte Verfechter der Schuldenbremse gewesen sei.

Frau Dröge, was soll das???

Wäre es nicht viel angebrachter, sich darüber zu freuen, dass Herr Merz jetzt endlich zur Vernunft gekommen ist und die Notwendigkeiten anerkennt?

Und der Klimaschutz? Wenn Merz schon weitgehende Zugeständnisse hierzu macht, dann würde das ggf. bedeuten, dass auch dieser ins Grundgesetz mit aufgenommen würde (obwohl selbst im Entwurf der Grünen noch nicht erwähnt). Was gäbe es da noch zu misstrauen?

Übrigens: Auch die FDP hat zum Thema einen Grundgesetz-Änderungs-Entwurf [FDP] fabriziert, m.E. jedoch allein schon von der "Masse" her für die anstehenden Mammutaufgaben vollkommen unzureichend.

Update, 16.03.2025: Inzwischen ist eine Einigung erfolgt. Offenbar wollten es die Grünen etwas spannend machen und etwas mehr herausschlagen. Und Merz hatte wohl zunächst das Zugeständnis, auch Klimaschutzmaßnahmen z.T. von der Schuldenbremse auszunehmen, nicht in die geplante Grundgesetzänderung ausdrücklich aufnehmen wollen. So oder ähnlich wird es wohl zugegangen sein.

Im Endeffekt läuft die Sache nun wohl eher auf den Entwurf der Grünen hinaus. Gut so, denn dieser Entwurf ist deutlich besser als der Erstentwurf von CDU/CSU/SPD. Eine Kurzfassung der Statements der einzelnen Fraktionen wurde vom Bundestag veröffentlicht [BuTag]. Erwartungsgemäß sind einige Fraktionen dagegen: die Linke, bei der man offenbar den Ernst der Lage immer noch nicht erkannt hat, das ebensolche Naivität ausstrahlende BSW, und auch die AfD, obwohl in deren aktuellem Wahlprogramm [AfD] doch eine massive Wiederertüchtigung der Bundeswehr, und auch der Infrastruktur, gefordert wird. Doch das notwendige Kleingeld dafür locker zu machen lehnen sie ab??! ... und wollen stattdessen auch noch die Steuern senken???

Quellen:
[CDUCSUSPD]
[Gruene]
[FDP]
[BuTag]
[AfD]



Ehegattensplitting-Update: neue Erkenntnisse zur Zugewinngemeinschaft
30.04.2024

Das Wesen der Zugewinngemeinschaft hatte ich im Beitrag vom 20.07.2023 teilweise inkorrekt beschrieben (leider war ich diesbezüglich falsch informiert). Tatsächlich wirkt sich das Prinzip 1:1-Zugewinnteilung erst dann aus, wenn die betr. Ehe geschieden wird. Bis dahin (also häufig bis zum Ableben von einem der Ehepartner) gehört rein rechtlich jedem Ehepartner sein eigenes Einkommen, mit dem er in vollem Umfang machen kann, was er will. Sollte aber deshalb das Ehegattensplitting doch abgeschafft werden?

Die Befürworter einer Abschaffung (die insbesondere aus den Reihen der Grünen und der SPD kommen) argumentieren häufig damit, dass es für den Geringerverdienenden, meistens die Ehefrau, finanziell nachteilig ist. Doch das Hauptproblem dabei ist ja nicht das Ehegattensplitting, sondern die Zugewinngemeinschaft. Würde diese endlich auch in Deutschland ersetzt durch eine sogenannte Errungenschaftsgemeinschaft, dann wären die geringer verdienenden Ehepartner in der Tat bessergestellt, denn dann wären beide Ehepartner sich gegenseitig Rechenschaft schuldig über ihr Einkommen, und dann könnte bereits während der Ehe auch der Geringerverdienende über die Hälfte des Netto-Gesamteinkommens verfügen.

Doch den Gegnern des Ehegattensplitting, zumindest dem feministisch denkenden Teil, geht es noch um etwas Anderes: In ihren Augen fördert das Ehegattensplitting eine Form der Lebensgestaltung, die sie, insbesondere im Sinne einer "Gleichstellung" der Geschlechter, vehement ablehnen: die Hausfrau, die allenfalls in Teilzeit "nebenher" arbeiten geht. Doch offenbar schätzt ein Teil der Frauen diese Art Lebensstil, aus welchen Gründen auch immer, und es ist ihr gutes Recht, ihn für sich zu wählen, ob es Anderen nun passt oder nicht. Um dabei Eines klarzustellen: Ich würde keiner Frau (und keinem Mann) dazu raten, ein Leben als Hausfrau/-mann mit geringfügigem Nebenverdienst anzustreben, dazu fielen mir zu viele Nachteile dieses Lebensstils ein. Aber ich akzeptiere es, wenn sie es dennoch wollen und tun. Ganz zu schweigen davon, dass nicht Wenigen auch kaum etwas Anderes übrig bleibt (z.B. aufgrund einer Krankheit). All diese Menschen zu einem anderen als ihrem selbst gewählten, bzw. ungünstigen Umständen geschuldeten, Lebensstil bewegen zu wollen, hilft ihnen vermutlich weit weniger als die längst überfällige Einführung einer Errungenschaftsgemeinschaft, idealerweise als Standard-Eheform. Damit würde nämlich die Hausarbeit, mit Betonung auf die Betreuung eigener Kinder, endlich von unbezahlter zu bezahlter Arbeit aufgewertet. Und um das Ganze perfekt zu machen, müssten Errungenschaftsgemeinschaft und Ehegattensplitting dann noch um das Splitting der Rentenpunkte erweitert werden.



Kann eine Flutung des Hamas-Tunnelsystems mit Seewasser zu einer ökologischen Katastrophe führen?
05.12.2023

Nachrichten aus dem Gazastreifen zur Folge bereitet sich Israel aktuell darauf vor, das Tunnelsystem der Hamas durch Fluten mit Seewasser für absehbare Zeit unbrauchbar zu machen. Und schon wird Kritik laut. Die Befürchtung: Die benötigte große Menge Seewasser könnte den Untergrund und das Grundwasser "verseuchen" und damit zu einem Gesamtausfall der Trinkwasserversorgung zu führen. Sind diese Befürchtungen gerechtfertigt?

Rein vom Gefühl her könnte man geneigt sein, dies zu bejahen, angesichts der sehr großen benötigten Seewassermenge. Diese wird zwar nicht ausdrücklich genannt, aber es gibt Hinweise. Einerseits ist die Rede von "einigen" 1000 m^3/h über "einige" Wochen. Setzen wir für "einige" 3000 bzw. 3, dann reden wir von rund 1,5 Mio. m^3 Seewasser. Schätzt man andererseits anhand von Fotos die mittlere Querschnittsfläche der Tunnel auf 3 m^2 und folgt der Schätzung von ca. 500 km Gesamt-Tunnellänge, kommt man (eher zufällig) zum gleichen Ergebnis. Den tatsächlichen Wert weiß keiner so genau, aber er wird wahrscheinlich irgendwo zwischen 1 und 2 Mio. m^3 liegen.

Demgegenüber ist die Wassermenge zu betrachten, die im schlimmsten Fall (Die Tunnel sind so undicht, dass die komplette Seewassermenge innerhalb weniger Wochen komplett in den umgebenden Boden sickert) untrinkbar gemacht werden könnte. Das Mittelmeer enthält pro Liter 38 g Salz. Verdünnt man es mit Süßwasser im Verhältnis 1+3,2, erhält man bereits eine Konzentration von 9 g/L, was einer physiologischen Salzlösung entspricht und bereits trinkbar ist (schmeckt schauderhaft, kann einen aber langfristig am Leben halten).

Der Gazastreifen ist roundabout 10 km breit und 50 km lang, hat also rund 500 km^2 Fläche. Die jährliche Niederschlagsmenge ist mit rund 200 L/m^2/Jahr nicht üppig, summiert sich aber über die Gesamtfläche auf rund 100 Mio. m^3 jährlich, überträfe also ggf. eine eingebrachte Seewassermenge von 2 Mio. m^3 um das 50-fache.

Fazit: Zeitweilig könnte lokal eine unzulässig hohe Salzkonzentration im Boden/Grundwasser auftreten, aber die Trinkwassergewinnung wäre weitestgehend nicht gefährdet.



Was ist ein Narrativ?
26.07.2023

Seit einigen Jahren wird, insbesondere im TV, immer wieder der Begriff "Narrativ" gebraucht. Doch was genau ist ein Narrativ?

Eine Nachschau auf Wikipedia zum Narrativ-Begriff ergibt Erstaunliches: "Sinnstiftende Geschichte" heißt es dort. Doch das ist definitiv unsinnig, denn eine Geschichte kann einem Vorhaben keinen Sinn verleihen. Vielmehr geht es beim Narrativ stets darum, dass ein Mensch oder eine Gruppe ein bestimmtes, eigennütziges Ziel verfolgt, das für Andere sinnlos oder gar sinnwidrig ist. Damit diese Anderen, entgegen ihren eigenen Interessen, dieses Ziel unterstützen oder zumindest dulden, wird ihnen eine hinreichend glaubhafte Lügengeschichte, das Narrativ, "serviert", die ihnen gegenüber für das (tatsächlich eigennützige oder gar unehrenhafte) Vorhaben einen gemeinnützigen bzw. ehrenhaften Sinn vortäuscht.

Beispiele:

Ein Diktator (oder einer, der es werden will) möchte seinen Untertanen gern so Einiges verheimlichen: Krisen, Misswirtschaft, eigene Verfehlungen usw. Dabei stehen ihm vor Allem diejenigen Presseorgane im Wege, die ihm nicht willfährig ergeben sind, mit anderen Worten: die freie Presse, die er demzufolge abzuschaffen trachtet. Dies würde für die "Normalbevölkerung" bedeuten: statt einigermaßen verlässlicher Informationen mehr oder weniger nur noch schöngefärbtes und manipulatives Zeug. Doch so ehrlich wird ihnen der Diktator seine geplante "Pressereform" natürlich nicht "verkaufen", sondern ihnen stattdessen das Narrativ von der "Lügenpresse", die die Menschen mit "Fake News" in die Irre leitet, und deshalb streng kontrolliert werden muss, "auftischen".

"Säuberungsaktionen" durch Diktatoren (besonders bei der Machtergreifung für jeden Diktator obligatorisch) werden üblicherweise durch das Narrativ Bekämpfung von Terroristen im Sinne der öffentlichen Sicherheit gerechtfertigt.

Ein Führerschein-Neuling ohne eigenes Auto möchte aus reiner Bequemlichkeit öfter das Auto seiner Großeltern ausleihen, weiß aber, dass diese solche Bequemlichkeit nicht schätzen. Und so erzählt er ihnen das Narrativ, das von ihnen nur selten genutzte Auto könne Schaden nehmen, wenn es nicht öfter mal gefahren würde.

Einer demokratisch gewählten Regierung, die offenbar nach mehr Machtfülle strebt, womöglich gar eine Alleinherrschaft anstrebt, ist bei der Verfolgung dieser Ziele der oberste Gerichtshof des Landes hinderlich. Dieser soll nun in hinreichendem Maße entmachtet werden, und dazu musste ein Narrativ her: Der oberste Gerichtshof mische sich allzusehr in die Politik ein und verhindere damit wichtige politische Maßnahmen.



Das Ehegattensplitting bei der Steuerberechnung: richtig, wichtig und zeitgemäß!
20.07.2023

Immer wieder fordern vor Allem Linke, Grüne und SPD die Abschaffung des Ehegattensplitting, gestützt durch diverse (Online-)Petitionen. Die Begründungen für eine Abschaffung gehen jedoch allesamt am Kern der Sache vorbei.

Tatsächlich folgt nämlich das Ehegattensplitting steuerrechtlich logisch aus der noch immer aktuellen Rechtsprechung zur ehelichen Güterverteilung. Ohne Vereinbarung hierzu gilt für Eheleute automatisch die Zugewinngemeinschaft, alternativ dazu können sie entweder Gütergemeinschaft oder Gütertrennung vereinbaren. Für das Einkommen von Eheleuten gilt sowohl bei Zugewinn- als auch bei Gütergemeinschaft, dass stets das Gesamteinkommen beider 1:1 auf beide zu verteilen ist, so dass dann faktisch beide Ehepartner das gleiche Einkommen haben, auf das dann logischerweise der jeweils gleiche Steuersatz anzuwenden ist.

Ein Beispiel: Die Eheleute Andrea und Eike haben laut ihrer Arbeitsverträge Jahresgehälter von 100.000 Eur bzw. 40.000 Eur, zusammen also 140.000 Eur. Da sie in Zugewinngemeinschaft leben, gehört beiden jeweils die Hälfte, also hat sowohl Andrea als auch Eike faktisch ein Einkommen von 70.000 Eur. (Was sie aber auch wissen sollten, ganz besonders Eike!) Damit ist es logisch und korrekt, wenn das Finanzamt sowohl für Andrea als auch für Eike jeweils 70.000 Eur versteuert. Und genau das bewirkt das Ehegattensplitting.

Es ist demzufolge weder "nicht mehr zeitgemäß" noch "eine Subventionierung", wie vielfach fälschlich behauptet wird, sondern die steuerlich korrekte Berücksichtigung der aktuellen Regelungen Zugewinn- und Gütergemeinschaft. Auch "profitieren" Eheleute nicht durch das Splitting, sondern tatsächlich werden sie dadurch korrekt besteuert und würden vielmehr durch dessen Abschaffung unangemessen benachteiligt.

Rein steuertechnisch kann man es auch so betrachten: Mit der Zugewinn- oder Gütergemeinschaft hat sich Andrea quasi verpflichtet, 30.000 Eur von seinem/ihrem Jahresgehalt an Eike abzugeben, wodurch Eike ein zusätzliches Einkommen von 30.000 Eur hat. Dies muss Eike zusammen mit den 40.000 Eur Gehalt versteuern, während Andrea die abgegebenen 30.000 Eur von seinem/ihrem Gehalt von 100.000 Eur steuerlich absetzen kann. Auch bei dieser Betrachtungsweise resultiert am Ende eine Versteuerung nach dem Splittingtarif.

Welche Steuerklassen (3/5 oder 4/4) beide wählen, ist letztendlich irrelevant, denn nach der Steuererklärung kommt es am Ende auf dasselbe heraus.

Somit sorgt bei Eheleuten eine Zugewinn- oder Gütergemeinschaft dafür, dass auch der Ehepartner, der, aus welchen Gründen auch immer, nicht oder in Teilzeit jobt und dafür den Großteil von Haushalt und ggf. Kindererziehung übernimmt, hierfür auch angemessen entlohnt wird, während das Ehegattensplitting diese Entlohnung steuerlich korrekt berücksichtigt.

Bei vereinbarter Gütertrennung gibt es übrigens keine Gleichverteilung des Einkommens, und folgerichtig auch kein Ehegattensplitting. Der Geringerverdienende, meist die Ehefrau, hat dabei keinen Anspruch auf einen Teil des Gehalts des Höherverdienenden, und macht demzufolge ggf. Haushalt und Kindererziehung "für lau". Hierbei haben beide die Steuerklasse 1, so wie es nach einer Abschaffung des Ehegattensplittings obligatorisch wäre.

Statt das steuerliche Ehegattensplitting abzuschaffen, wäre es vielmehr gut und richtig, zukünftig auch die Rentenpunkte zu splitten, damit die Geringerverdienenden (derzeit noch meistens die Ehefrau) auch bei der Rente angemessen berücksichtigt werden.

Nun hoffen ja, innerhalb der Regierung, die Gegner des Ehegattensplitting, durch dessen Abschaffung Steuer-Mehreinnahmen zu erzielen, was eine Steuererhöhung "durch die Hintertür" wäre. Diese Steuererhöhung ginge jedoch, auch das muss man sich klar machen, vor Allem auf Kosten bestimmter Gruppen, z.B.:
  • Einer der Ehepartner ist arbeitsunfähig erkrankt
  • Einer der Ehepartner findet zeitweise keinen Job bzw. nur einen Teilzeitjob
  • "Nicht standesgemäße" Ehe (z.B. Akademiker/in mit hohem Einkommen und Fachverkäufer/in, oder der "Klassiker" Arzt m/w und Krankenpfleger/in)
  • Beide Ehepartner beziehen ein Einkommen irgendwo im mittleren Bereich, jedoch in unterschiedlicher Höhe (häufig! Wer verdient schon genau so viel wie sein Ehepartner?)
Hingegen wären z.B. folgende Einkommensgruppen von der versteckten Steuererhöhung verschont:
  • Obere Einkommensgruppen: Auf mindestens einen der Ehepartner ist der Spitzensteuersatz anzuwenden (ach ja: Gehören zu diesen Einkommensgruppen nicht auch unsere Bundes- und Landespolitiker?)
  • Beide Ehepartner verdienen so wenig, dass sie gar keine Steuern zahlen müssen (Von Verschonung kann hier allerdings keine Rede sein, denn von der Steuerzahlung verschont sind sie ja ohnehin.)
Fazit: Die Abschaffung des Ehegattensplitting wäre eine versteckte Erhöhung der Einkommensteuer, von der ausgerechnet die oberen Einkommensgruppen ausgenommen wären! Außerdem würde sie zu einer unkorrekten Besteuerung in Ehen mit Zugewinn- oder Gütergemeinschaft führen. Wenn Politikern diese Zusammenhänge nicht geläufig sind (sprich: Sie haben sich um die Hintergründe nicht gekümmert, sie nicht verstanden, oder sie gar absichtlich ignoriert!), muss man sich ernsthaft fragen, ob eine obere Gehaltsklasse für sie angemessen ist. Aber auch all jene, die sich ohne nähere Prüfung der Sachlage dazu hinreißen lassen bzw. ließen, eine Petition pro Abschaffung des Ehegattensplitting zu starten bzw. zu unterzeichnen, könnten ruhig mal darüber nachdenken, ob sie nicht gerade den falschen Propheten und ihren Scheinargumenten folgen.



Der Klopapier-"Wahnsinn": Psychose oder banales Geschehen?
04.08.2022

Im März 2020, Auftakt zur ersten Corona-Welle, begannen viele Menschen damit, für alle Fälle ein paar Vorräte anzulegen. Politik und Medien stellten dies als unnötigen Unfug dar, da die Versorgung mit Lebensmitteln nicht gefährdet sei. Doch es gab ja ganz andere, sehr vernünftige Gründe zum "Hamstern", die m.W. weder Politik noch Medien je erwähnten: Ein Vorrat für einige Wochen ermöglicht nämlich den betreffenden Haushaltsmitgliedern zweierlei:
1. eine Quarantänezeit ggf. ohne fremde Hilfe durchstehen zu können (Freunde könnten ebenfalls gerade in Quarantäne oder anderweitig gebunden sein), und
2. durch größere Abstände zwischen den Einkäufen das Ansteckungsrisiko im Supermarkt zu minimieren.

Das einzige, das man all den "Hamsterern" vorwerfen könnte: Warum sie nicht schon immer Vorräte für ein paar Wochen eingelagert hatten.

Nun zum Klopapier: Die Medien berichteten von leeren Klopapier-Regalen in vielen Supermärkten, unterlegt von Fotos und Videos von meterlangen, komplett leergekauften Regalwänden. Wie ist das zu erklären?

Während Medien, Politiker und Psychologen die Ursache praktisch ausschließlich in psychischen Abwegen suchten ("reales Klopapier-Verlust-Trauma" [#01], "Versuch, gegen die eigene Hilflosigkeit zu rebellieren" [#02], "Gefühl der Kontrolle" bei begrenztem Budget [#03], "Es geht schnurstracks zurück in die anale Phase" [#04], um nur ein paar Beispiele zu nennen), ist das Phänomen Klopapier-Ausverkauf vermutlich schlicht und einfach auf einige banale Besonderheiten der Ware Klopapier zurückzuführen:

1. Jeder benötigt es, jeden Tag.

2. Eine einzige Standard-Packung (8...10 Rollen a 150...200 Blatt) reicht für eine Person mehrere Monate. Produktion und Liefermengen sind also darauf ausgerichtet, dass jeder Kunde im Schnitt alle paar Monate eine Packung kauft.

3. Klopapier hat bei geringem Geldwert ein vergleichsweise sehr großes Volumen. Demzufolge wird man die Lagerkapazitäten möglichst gering angesetzt haben.

Wenn nun innerhalb kurzer Zeit viele Käufe zum Anlegen eines Notvorrates getätigt werden, und bei den meisten dieser Käufe ganz nebenbei (braucht man immer, wird nicht schlecht, wieviel davon haben wir eigentlich noch?) ein Paket Klopapier mitgenommen wird (ganz ohne psychische Entgleisungen), dann ist schnell das dafür nicht ausgelegte Klopapier-Regal samt Lagerreserve leergeräumt. Und während beim Ausverkauf anderer Artikel meist nur kleine Lücken entstehen, die kaum auffallen, ist im Falle Klopapier (großes Volumen!) leicht eine ganze Regalwand leer, was natürlich die Medien auf den Plan ruft.

Diese berichten nun über eine (von ihren Vertretern mangels anderer Ideen als solche empfundene) Klopapier-Kaufwut, vermitteln, hinterlegt mit Bildern von leeren Regalen, einen starken Eindruck von akuter Knappheit, und veranlassen damit vermutlich viele Menschen, nun vorsichtshalber noch mehr vom knappen Gut einzukaufen.

An ein Beispiel einer damaligen TV-Berichterstattung (eines öffentlich-rechtlichen Senders) zum Thema kann ich mich noch gut erinnern: Vor einem Supermarkt wird im Vordergrund eine ältere Dame dazu interviewt, wozu sie gleich 3 (oder waren's 4?) Packungen Klopapier im Einkaufswagen hat. Währenddessen schieben im Hintergrund mehrere andere Kunden Einkaufswagen mit je maximal einer Packung durchs Bild. Einen dieser viel typischeren Kunden hat man sich leider nicht fürs Interview herausgepickt, dabei wäre das einer ausgewogenen Berichterstattung sehr viel näher gekommen.

Nein, die psychische Komponente an der Geschichte steckt nicht im Klopapier-Kauf, sondern darin, wie es sein kann, dass eine Riesenschar von Reportern, Redakteuren, wissenschaftlichen Beratern usw., immer wieder auch Comedians, anscheinend bis heute fast einhellig der irrsinnigen Theorie nachhängen, die leeren Klopapier-Regale ließen sich durch eine Art Massenpsychose, Kindheitstraumata, Angstkomplexe o.Ä. erklären. Nur Wenige sind bislang auf den Gedanken gekommen, es könnten schlicht und banal Logistikprobleme dahinterstecken, wie z.B. von Prof. Krupp dargestellt [#05].

Quellen:
[#01]: Schweiger, A.: Geht's noch?; Goslarsche Zeitung, 11.03.2020, S.4
[#02]: Hilflosigkeit treibt zu Hamsterkäufen; Goslarsche Zeitung, 01.04.2020, S.26
[#03]: https://www.fr.de/wissen/coronavirus-psychologen-erklaeren-hamstern-toilettenpapier-13602594.html
[#04]: https://www.tagesspiegel.de/kultur/coronavirus-hamsterkaeufe-warum-eigentlich-toilettenpapier/25613738.html
[#05]: https://www.augsburger-allgemeine.de/augsburg/Experte-erklaert-Darum-war-Klopapier-ploetzlich-ueberall-ausverkauft-id57077881.html



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